Walter van Rossum hat ein Buch über die Tagesschau geschrieben: Die Tagesshow. Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht. Ich habe es rezensiert und dabei nicht, zumindest: nicht nur gelobt, denn sein Anliegen, eine intelligente Medienkritik auch am Beispiel des Nachrichtenjournalismus zu leisten, halte ich für zu wichtig, als dass man es derart vorurteilsbeladen tun sollte, wie Rossum es tut.
Nun lese ich ein Interview mit Rossum, worin er alles noch schlimmer macht. Statt dass er zur Kenntnis nimmt, dass sein Buch allerlei Kritikwürdiges enthält, worauf ihn Rezensenten hinwiesen, wittert er eine Verschwörung:
Ich erlebe genau das, was ich im Buch auch schon ein Stück weit beschrieben habe – eine Art freiwillige Gleichschaltung der Medien. Eigentlich kann ich mich darüber natürlich nicht wundern, dass die Welt so ist, wie ich sie beschreibe.
Selbstverständlich hat er immer Recht. Und zwar so Recht, wie alle, die am Kneipentisch sitzen und laut werden, bis niemand mehr widersprechen möchte und die deswegen glauben, sie hätten Recht.
Ich werde ideologisch sortiert, als anti-amerikanisch und gefährlich wahrgenommen – und meine Medienkritik kommt gar nicht vor.
Wem das noch nicht genug Beleg für die These ist, dass Rossum sich als Opfer einer Verschwörung wähnt, hier kommt der letzte Nachweis:
Spiegelkritik: Geben die bisher erschienenen Rezensionen denn nicht einfach die freien Meinungen der jeweiligen Autoren wieder und müssen von Ihnen wiederum als Anstoß für Auseinandersetzung akzeptiert werden?
van Rossum: Wenn man wenigstens teilweise hinter die Kulissen schauen kann und dann mitbekommt, dass es regelrechte Aufträge gab, in eine bestimmte Richtung zu rezensieren, dann sicherlich nicht.