mal in eigener sache

Zur Abwechslung nutze ich mein Blog einmal, um auf eine gleichermaßen unangenehme wie lehrreiche Urheberrechtsauseinandersetzung aufmerksam zu machen.

Mitte April führte ich ein Interview mit Lothar Matthäus. Ich tat dies im Auftrag sowohl der Netzeitung als auch der Jüdischen Allgemeinen. Selbstverständlich teilte ich Matthäus mit, für wen ich ihn interviewe, und er gewährte mir das Interview explizit für diese zwei Blätter.

Damit es für beide einen hohen Nutzwert hat, machte ich aus dem Interview, das übrigens von Matthäus autorisiert war, zwei Fassungen: Eine bezog sich eher auf den israelischen Fußball (die ging an die Netzeitung), eine andere handelte mehr vom Land Israel (die ging an die Jüdische Allgemeine, wo das Interview auch nicht im Sportteil, sondern auf der Seite eins erschien). Überschneidungen zwischen beiden Interviews wurden von beiden Redaktionen toleriert.

Die Fassung, die in der Netzeitung erschien, wurde ohne mein Wissen und ohne meine Erlaubnis von dem österreichischen Fußballportal offside.at übernommen. Ein „H. Miltner“, von dem ich später erfuhr, dass es der scheinbar berühmte Fußballjournalist Harry Miltner ist, fungierte als „Autor“, mein Name wurde dort auch erwähnt, ein Hinweis auf die Netzeitung fand sich nicht.

Ich sandte offside.at eine Rechnung, verbunden mit der Aufforderung, die illegale Verwendung meines geistigen Eigentums sofort einzustellen.

Harry Miltner, über den Wikipedia mitteilt, er sei „ein Austro-schottischer Schriftsteller und Journalist“, der  unter anderem eine sportliche Karriere imRollhockey hinter sich habe und der neben seiner Tätigkeit als Leiter von Offiside.at noch Gastdozent an mehreren Universitäten und Fachhochschulen sei, antwortete mir per E-Mail.

Ans Bezahlen des von ihm illegal verwendeten Beitrags denke er nicht. Das Interview sei vielmehr „nach Rücksprache mit der Netzeitung“ online gestellt worden. Das, so etwas lässt sich ja schnell herausfinden, stimmt nicht. Ohnehin hätte es keinen Einfluss, weil das Urheberrecht natürlich weiter bei mir liegt.

Außerdem, so Miltner, sei, wenn er past-and-copy macht, dies quasi eine Adelung meiner Texte; ich möge es doch bitte als „Gratiswerbung für Sie und Ihre journalistischen Fähigkeiten“ ansehen.

Herr Miltner erinnert eher an den deutschen Entertainer Wolfgang Lippert, der als er einmal beim Klauen in einem Baumarkt erwischt wurde, gleich anbot, kostenlos eine Autogrammstunde abzuhalten.

„Da uns Ihr Interview aber sehr gut gefallen hat“, lipperte sich Miltner weiter, „könnten wir uns gut vorstellen, in Zukunft mit Ihnen zusammen zu arbeiten und würden Sie einladen, uns gegebenenfalls Interviewvorschläge zukommen zu lassen.“

Ob da die Möglichkeit auf noch mehr Gratiswerbung für mich drin ist, schrieb Miltner nicht.

Jedenfalls übergab ich den Vorgang der Rechtsabteilung meiner Gewerkschaft.

3 Responses to “mal in eigener sache”

  1. guten tag,

    freut mich zu lesen, dass der „berühmte“ herr miltner auch woanders für probleme sorgt. schön, dass wer in seinem blog darüber schreibt, ich habe das auch vor. ich sammel gerade allmögliche informationen über harry miltner um ihm das leben schwer zu machen. falls sie noch irgendwelche relevanten informationen über ihn haben, bitte mir zukommen zu lassen, danke.

    schön grüße,
    christopher strobl
    graz, österreich

  2. […] hatte ein Interview, das ich mit Lothar Matthäus geführt hatte, schlicht nachgedruckt (siehe diesen Eintrag in meinem […]

  3. […] hatte ein Interview, das ich mit Lothar Matthäus geführt hatte, schlicht nachgedruckt (siehe diesen Eintrag in meinem […]