Archive for September, 2009

udo 75

Donnerstag, September 24th, 2009

 udo-75-cover.jpg Udo Jürgens wird 75. Grund, dem Sänger ein schriftliches Ständchen zu bringen. Mit meinem Kollegen Torsten Haselbauer zusammen stelle ich im Freitag die politische Geschichte des Sängers vor: vom Opa, der Lenin förderte, über die Auftritte vor Kiesinger und Brandt über apokalyptische Lieder der Achtzigerjahre bis hin zum guten Freund von Hans-Dietrich Genscher, für den das ZDF eine Gala ausrichtet: Willy Brandt am Flügel.

freie meinung

Mittwoch, September 23rd, 2009

Aftonbladet ist eine schwedische Boulevardzeitung, die als links gilt. Jüngst veröffentlichte sie eine Schauergeschichte über Organhandel, den israelische Soldaten mit getöteten Palästinensern betreiben sollen. Nichts war dran an dieser Story, auch Aftonbladet und sein Autor gaben zu, über null Belege zu verfügen – es war nur die x-fache Auflage der alten antisemitischen Ritualmordlüge.

Nun hat der Justizkanzler, ein Amt im schwedischen Justizministerium, das solche Fälle prüft, entschieden, dass der Fall nicht weiter juristisch verfolgt wird, denn die Veröffentlichung der üblen Geschichte fällt unter die Meinungsfreiheit. Ein Lob dieser Entscheidung von mir dazu in der aktuellen Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen:  Frühwarnsystem (runterscrollen: der zweite der drei Kommentare).

rosch haschana

Mittwoch, September 16th, 2009

Am Samstag ist Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest. In der Jüdischen Allgemeinen findet sich daher eine Beilage. Und von mir darin zum einen ein Porträt Gert Rosenthals, der im vergangenen Jahr 5769 für die Makkabiade dafür sorgte, dass erstmals ein deutsches Damenhockeyteam teilnahm: Das war Spitze.

Zum zweiten ein Interview mit Yuri Foreman, Profiboxer und Rabbinatsstudent in New York: Fünf Minuten mit Yuri Foreman. Am 14. November boxt Foreman um den WBA-Titel im Superweltergewicht.

Und in der regulären Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen ein Beitrag über die Verleihung des diesjährigen Julius-Hirsch-Preises: Löwen-Mut. Der DFB vergibt die Auszeichnung an Fußballfanklubs, die sich gegen Rechts engagieren.

grüne, rote, sonstige

Mittwoch, September 9th, 2009

gruene-ja.jpg Bis zur Bundestagswahl findet sich in der Jüdischen Allgemeinen eine Serie mit Texten, die das Verhältnis der Parteien zum Judentum und zu Israel behandeln. In der aktuellen Ausgabe findet sich ein Beitrag zu Bündnis90/Die Grünen, den ich zusammen mit meinem Kollegen Hans-Ulrich Dillmann verfasst habe: Friedlich bleiben.

Bereits im Juni fand sich ein Beitrag von mir und meinem Kollegen Matthias Meisner über die Partei Die Linke: Feuerdrache Zion.  

In der Serie ebenfalls bereits erschienen ist der Beitrag über die SPD, verfasst von Philipp Gessler: Mit solidarischen Grüßen.

„Auf die sonstigen Parteien werden wir auch noch einen Blick werfen.“ (Ulrich Deppendorf)

freiheit für die falschen?

Mittwoch, September 9th, 2009

In der aktuellen Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen (Nr. 37 vom 10.11.2009) findet sich ein Kommentar von mir zum vieldiskutierten Internet-Manifest. Da es vielleicht etwas uncool ist, einen Text zu einem solchen Thema nur auf richtigem Papier und auf ePaper (runterscrollen, der mittlere Kommentar ist es) zu präsentieren, sei er hier entgegen meiner sonstigen Gewohnheit reinkopiert:

Freiheit? Freiheit! Freiheit?

von Martin Krauss

„Das Internet ist anders“, verkündet ein Manifest, das 15 bekannte deutsche Blogger dieser Tage vorgelegt haben. „Die Freiheit des Internet ist unantastbar“«, heißt es dort in guter liberaler Tradition. Wer etwa gegen Kinderpornos oder Rechtsextremismus Zugangssperren errichte, gefährde „den freien Austausch von Informationen“ und beschädige „das grundlegende Recht auf selbstbestimmte Informiertheit“. Ja, möchte man rufen und seine Unterstützung des Manifests in die Tastatur hämmern. Haben die Blogger nicht recht, wenn sie auf staatliche Eingriffe in die freie Netzwelt schimpfen? Die ehrliche Antwort lautet: Es kommt drauf an. In einer Gesellschaft, die selbst stark genug ist, beispielsweise Leugner des Holocausts sozial zu ächten, gäbe es kein Problem. Solange aber Antisemitismus und Rassismus eher ein Wegschauen, manchmal auch stille Zustimmung, selten aber offenen Widerspruch hervorrufen, bedarf es anderer Regeln im Internet. Wenn sich der Staat aus dem weltweiten Web zurückzieht, ist das gut. Aber es darf kein Vakuum entstehen, das rechte Hetzer, Kinderporno-Händler oder Islamisten mit ihren Ergüssen füllen.

VOR ZEHN JAHREN: the zion lion

Mittwoch, September 9th, 2009

Mal wieder eine Rückschau auf das Jahr 1999: Im September 99 boxte Regina Halmich gegen Jill Matthews: Punksängerin, Friseuse, Ernährungsberaterin und überzeugte Jüdin aus New York. Ein Porträt von der Frau, deren Kampfname „The Zion Lion“ ist, aus der Süddeutschen Zeitung vom 17. September 1999.

Matthews verlor übrigens in Stuttgart eindeutig nach Punkten. Laut dem (meist sehr zuverlässigen) boxrec.com hat Matthews danach keinen Kampf mehr bestritten.

 

jill-matthews-reporter.jpg Die schrille Jill und ihre Lust an der Provokation

von martin krauss 

Regina Halmich könnte am Samstag was zu hören bekommen. Nämlich dies: „I saw you walking down the street / and kicked you in the balls / I think I saw your girlfriend / well I punched her in the face / cause I hate the both of you / You’re a fuckin‘ disgrace“ („Ich sah, wie du die Straße hinunter gingst / und trat dir in die Eier / Ich glaube, ich habe deine Freundin gesehen / und schlug ihr ins Gesicht / denn ich hasse Euch beide / ihr seid eine verfickte Schande“).

So singt nämlich die Gegnerin der deutschen Profibox-Weltmeisterin. Sie heißt Jill Matthews, ist gebürtige New Yorkerin und hört auf den Kampfnamen „The Zion Lion“. Wenn sie nicht gerade ihrem Beruf als Profiboxerin nachgeht, und auch ihre Nebenjobs Hairdresser und Ernährungsberaterin vernachlässigt, dann ist Jill Matthews, 34, Frontfrau der New Yorker Punkband „Times Square“, die schon zwei CDs herausgebracht hat. Matthews singt nicht nur, sie textet und komponiert auch, und ihr Ehemann hockt an den Drums. Der heißt David Turetsky, ist der Sohn eines bekannten Rabbis in White Plaint, New Jersey, arbeitet als Anwalt für Arbeitsrecht in einer renommierten Kanzlei in der Park Avenue von Manhattan, und ganz nebenbei managt er seine boxende Gattin.

Sie fing erst im Alter von Ende zwanzig mit dem Boxen an und hatte als Amateurin gleich historischen Erfolg. 1995 wurde sie nämlich die erste Golden Gloves-Siegerin überhaupt. Der Finalsieg war der zweite Amateurkampf ihres Lebens.

„Dann wollten die Promoter, dass aus mir ein Profi wird“, erzählt sie, „doch ich glaubte an, das wäre ein großer Joke, also sagte ich ‚Yeah‘ und ‚O.k.‘ und ‚ich werde es schon schaffen‘.“

Ihren ersten Kampf verlor sie dann aber. Es war ein technischer K.o. in der 2. Runde gegen Anissa Zamarron. Danach nahm sie die Sache ernster, trainierte lange Zeit als einzige Frau in New Yorks legendärem Gym „Gleason’s“ in Manhattan, boxte sich hoch und gewann fast nur noch.

Mittlerweile trainiert sie in einem Gym in Brooklyn bei Lennox Blackmore, einem aus Guinea stammenden früheren British-Empire-Meister.

Der verpasste ihr auch nach ihrer zweiten und bislang letzten Profi-Niederlage ihren Kampfnamen „The Zion Lion“, zumindest die zweite Hälfte. Nach einem Kampf 1997 in Dänemark gegen Sengul Ozokcu, den sie nach Punkten verlor, sagte er: „Du hast das Herz eines Löwen“. Nur um ihre Flugangst zu überwinden hätte sie zugesagt, erzählte sie in einem Interview mit der im Internet erscheinenden Fachzeitung „Cyber Boxing Zone“, der Zehn-Stunden-Flug habe sie sehr angestrengt, und dann sei da noch ein ermüdender Bus-Shuttle von Kopenhagen zum Veranstaltungsort Randers gewesen: „Weil ich eine Jüdin bin, war es für mich bisschen, als ob ich spürte, wie es den Juden im Zug nach Auschwitz erging.“

Provokationen wie diese, die über die Geschmacksgrenze hinaus gehen, hat die Punkerin und Anwaltsgattin auch in anderen Bereichen auf Lager. In einem neueren Interview sagt Matthews, sie verstünde gar nicht, warum die Lesben sie nicht leiden könnten, „ich dachte immer, ich wäre so etwas, wie eine Göttin für sie“.

Die Lust am Provozieren begann bei ihr in der Schule. In den Pausen verprügelte sie oft ihre schwarzen und Hispanic-Klassenkameraden, und brüllte dabei: „Für die Juden! Die Russischen Juden! Stark wie ein Stier!“

„Ich glaube“, sagte sie mal in einem Interview, „das größte Problem der Juden heutzutage ist, dass sie das Ausmaß des Antisemitismus nicht begreifen. Wissen Sie, woher ich das weiß? Weil mich niemand für eine Jüdin hält. Da bin ich so etwas wie die Fliege an der Wand und registriere alles. Immer wieder höre ich, wie die Juden so seien. Und immer antworte ich: ‚Yeah, ich weiß, ich bin selber Jüdin.'“

Im März 1998 wurde die Löwin Zions endlich Weltmeisterin im Junior-Fliegengewicht. Nach ihrer Niederlage 1995 und nach einem Unentschieden im Januar 1998 war es Matthews im dritten Anlauf endlich gelungen, Anissa Zamarron zu schlagen. Bis vor wenigen Wochen trug Matthews die Weltmeistertitel der Verbände IFBA und IWBF. Doch die IWBF erkannte ihr den Titel Anfang September ab, denn sie habe es versäumt, Verträge für Pflichtverteidigungen zu unterschreiben. Und die IFBA ließ ohne weitere Begründung mitteilen, daß der Junior-Fliegengewichts-Titel vakant sei.

Nun, am Samstag in Stuttgart (live übertragen im DSF), kämpft Jill Matthews um den Fliegengewichtstitel des dritten Verbandes im Weltfrauenboxen, der WIBF. Den hält die Karlsruherin Regina Halmich seit 1995 und ob die eine Provokateurin wie Jill Matthews aushalten wird, muss sie noch zeigen.

Vor ihrem ersten Titelkampf 1998 hatte sich Matthews so Mut gemacht: „Ich wollte rausgehen, und wenn ich nicht gewonnen hätte, dann wollte ich sie zumindest richtig böse verletzen. Das schwöre ich. Dann hätte sie jedem in dem verfickten Krankenhaus ihren Gürtel zeigen können.“

Aus: Süddeutsche Zeitung 17.9.99

 

sensationstransfer

Freitag, September 4th, 2009

RasenBallsport Leipzig, aus leicht dechiffrierbaren Gründen mit dem ansonsten schon zu Recht aus der Mode gekommenen Binnen-B versehen, ist nicht nur eine ganz große Nummer in der Fußball-Oberliga des NOFV Süd, sondern kann auch eine sensationelle Neuverpflichtung auf dem Transfermarkt vermelden: Hansi Felder, zuletzt Hertha BSC Berlin, stellt sich ganz in den Dienst des ambitionierten Fünftligisten.

Gerüchte besagen, dass nach Felder auch noch Ex-Herthaner Dieter Hoeneß zu RB Leipzig stoßen könnte, denn der habe doch bei Hertha BSC schon mit Erfolg so manchen oberligatauglichen brasilianischen Stürmer verpflichtet. 

brot und tulpen (2)

Freitag, September 4th, 2009

Nochmal etwas zu Tulip, der sympathischen Organisation „Trade Unions Linking Israel and Palestine“. Diesmal in der Jungle WorldDer Weg der Tulpe

doping, doping, fußball

Mittwoch, September 2nd, 2009

Im Blog catenaccio, das sich vor allem mit Fußball und speziell dort Bayer Leverkusen beschäftigt und dem also abseitige Themen nicht fremd sind, findet sich ein Interview mit mir zur Thema Doping und Dopingfreigabe. Überschrift ganz prosaisch: Interview mit Martin Krauß.

Mir scheint, dass ein paar der wichtigen Fragen, die sonst gerne ausgeblendet bleiben, in dem Gespräch angeschnitten wurden. Ob meine – zum Teil zugegeben halbfertigen – Antworten überzeugen, weiß ich nicht, und tief in meinem Innersten sollen sie es auch nicht: Es geht ja eher darum, auf einige sehr problematische Tendenzen aufmerksam zu machen, die sich bei den wüstesten Antidopingkämpfern finden – und so auch ein paar Kollegen darauf aufmerksam zu machen, in welch trüben ideologischem Gewässer sie sich tummeln.

Minikostprobe:

Frage: Der Eindruck entsteht, dass sich etwas ändern muss. Müssen wir uns ändern oder der Sport? Wie und wo kann man das Übel anpacken? 

Antwort: Das weiß ich nicht. Mir selbst gefällt Sport weiterhin, besonders der große Sport, der Weltklasseleistungen produziert. Und weder das Wissen, dass da Geld bezahlt wird, noch das Wissen, dass da mit Pharmazie oder anderen chemischen Produkten gearbeitet wird, noch das Wissen, dass im Trainingsalltag mitunter politisch sehr unkorrekte Sätze formuliert werden, bringt mich von meiner Liebe zu großem Sport weg. Wer aber sagt, er wolle aus diesem oder jenem oder doch diesem Grund vom Sport nichts mehr wissen, der soll dies für sich so entscheiden. Das ist völlig okay. Wer will, kann ja auch die Rockmusik hassen, weil da Drogen im Spiel sind (habe ich zumindest gerüchteweise gehört).

Parallel zu dem Interview mit mir hat Jens Peters, der Betreiber von catenaccio, auch den Frankfurter Publizisten Matthias Heitmann befragt, der wesentlich strikter (und vielleicht auch, so es das Wort gibt: neoliberaler) als ich eine Freigabe fordert.