Archive for Oktober, 2009

broder und zwanziger

Mittwoch, Oktober 28th, 2009

zwanziger-pdf.jpg Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), erhält in wenigen Tagen den Leo-Baeck-Preis. Das ist die höchste Auszeichnung, die der Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt. Weil es viel über das – endlich, endlich, endlich – gewachsene Ansehen des Sports in dieser Gesellschaft aussagt, dass erstmals ein Fußballfunktionär diesen Preis erhält, habe ich für die Jüdische Allgemeine ein längeres Gespräch mit Theo Zwanziger geführt: „Man darf sich nie beruhigt zurücklehnen“

Um die Präsidentschaft der Einrichtung, die diesen Preis vergibt – what an ueberleitung – bewirbt sich der Publizist Henryk M. Broder. Zusammen mit meiner Kollegin Katrin Richter habe ich für die Jüdische Allgemeine etliche Reaktionen auf die Kandidatur Broders als höchster Repräsentant der Juden in Deutschland zusammengestellt: Der Kandidat.

fußballmutti, soccermom

Mittwoch, Oktober 28th, 2009

In meiner Kolumne Außergewöhnliches des Fußballs, die ich für die für die „Commerzbank-Fanbank“ schreibe, habe ich mir in dieser Woche die Frage gestellt, warum es tatsächlich einen Begriff gibt, der a.) aus dem Fußball stammt, b.) allgemeine Verwendung findet, c.) englischsprachig ist, aber d.) partout nicht halbwegs angemessen in die deutsche Sprache zu übertragen ist – der Begriff Soccer mom. Ergebnis der Überlegungen: Die Wortkombination „zeigt auf unglaubliche Weise, wie man mit Fußball die Welt erklären kann“. Beweisführung hier: Soccer mom.

außenseiter, spitzenreiter (2)

Dienstag, Oktober 20th, 2009

Auch in der gestrigen taz habe ich mich dem Boxkampf von Arthur Abraham vs. Jermain Taylor gewidmet: Einer für die Geschichtsbücher? (Dass ich den Kampf Seit‘ an Seit‘ mit Wolf Wondratschek geguckt habe, fließt hoffentlich nicht in die Berichterstattung ein.)

außenseiter, spitzenreiter

Sonntag, Oktober 18th, 2009

Gestern abend in Berlin: Arthur Abraham gewinnt durch beeindruckenden K.o. den Auftaktkampf der „Super Six World Boxing Classic“. In der 12. Runde kam er mit einer Rechten durch und schlug mit Jermain Taylor aus den USA einen der erfahrensten Boxer dieses hochspannenden Turniers. Mehr dazu von mir auf SpiegelOnlineK.o.-Sieg macht Abraham zum Tabellenführer.

translating doping (2)

Sonntag, Oktober 18th, 2009

Im Sonntags-Tagesspiegel findet sich ein Bericht über das wissenschaftliche Hearing „Translating Doping“: Im Zweifel für die Angeklagte, das am Freitag an der TU Berlin stattfand. Und wo unter anderem ich Thesen zur Diskussion stellte.

Mein schriftlich reingereichtes Thesenpapier stelle ich mal hier ins Netz (auch wenn es sich von den mündlich vorgetragenen Thesen deutlich unterscheidet)

 

Vier Thesen zum Thema Doping und Antidoping. Von Martin Krauß

1. Im Antidopingdiskurs wird stets ein natürlicher, sauberer, reiner Körper gefordert, der eine Leistung erbringen soll, die von der Gesellschaft als eine menschliche wahrgenommen und gewürdigt wird. In dieser Forderung schwingt ein ideologisch bedenkliches Körperbild mit, das jede Vergesellschaftung des Körpers leugnet, ahistorisch ist und sich in eine bedenkliche Nähe zu den Körperbildern begibt, wie sie Leni Riefenstahl (in ihrem Olympiafilm) oder Arno Breker (in seinen Sportlerstatuen) inszeniert haben. Demgegenüber behaupte ich, dass der Mensch gerade dadurch zum Menschen wurde, weil er sich nicht mehr tierisch-natürlich ernährt, sondern von Menschenhand bereitete, in industrieller Arbeitsteilung erstellte Nahrung zu sich nimmt und andere, auch chemische Essenzen zum Vergnügen, zur Leistungssteigerung oder aus anderen Motiven nimmt – mithin jeder moderne Mensch im Sinne des Antidopingsdiskurses als gedopt zu gelten hat.

2. Um das Dopingverbot durchzusetzen, bedarf es Kontrollen, die in der Realität aus Urin- und aus Blutproben bestehen. Während die Praxis der Blutprobenentnahme eine gewagte Außerkraftsetzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit bedeutet, die mit der Freiwilligkeit der Ausübung des Leistungssports begründet wird (bei Strafe allerdings des Verbots der Berufsausübung), so ist die Praxis der Urinprobenentnahme unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte gar nicht mehr zu tolerieren: Die Proben werden ohne Anmeldung vorgenommen, die Sportler müssen stets vorab mitteilen, wo sie sich wie lange aufhalten werden und an diesen Orten für Kontrolleure erreichbar sein. Bei den Kontrollen muss der Kontrolleur Sichtkontakt zum Geschlechtsteil des Sportlers haben: bei Männern kann das auch über einen Toilettenspiegel passieren, bei Frauen schreiben die Durchführungsbestimmungen eine Knie-an-Knie-Position von Kontrolleurin und Sportlerin vor, die Unterhose der Sportlerin muss über die Knie hinuntergezogen sein. Von den Leichtathletik-WM 2007 in Osaka berichteten Sportlerinnen, dass mit Hilfe von Spiegeln ihre Scheide ausgeleuchtet worden sei. Dass diese Verletzung von Intimsphäre und Schamgefühl durch ein höheres Recht der Gesellschaft auf einen dopingfreien Sport zu legitimieren wäre, bestreite ich. Hinzu kommt noch, dass die entwürdigenden Prozeduren gegen alle Sportler angewendet  werden, weil sie unter einem Generalverdacht stehen. Es wird nicht aufgrund eines, wie auch immer begründeten Verdachtes hin ermittelt, sondern es trifft alle Sportler gleichermaßen.

3. Wird ein Sportler des Dopings überführt, wird er gesperrt. Handelt es sich um einen Profisportler, liegt hier ein Berufsverbot vor. Das kann von wenigen Wochen über einige Jahre bis hin zu lebenslänglich reichen. Dass Sportverbände dies dürfen, nämlich das grundgesetzlich verbürgte Recht auf freie Berufsausübung zu beschneiden, ist hochgradig fragwürdig. In den wenigen Fällen, in denen in dieser Gesellschaft Berufsverbote rechtlich möglich sind, etwa bei Ärzten oder Anwälten, werden diese nur nach strengen und sehr transparenten Regeln durchgesetzt. Der Sport entzieht sich einer solchen Transparenz. Auch das ist nicht hinnehmbar.

4. Der Antidopingdiskurs, wie er gerade im deutschen Sportjournalismus gepflegt wird, kommt in der Attitüde desjenigen daher, der endlich die Hintergründe des modernen Sports beleuchtet, der das Zustandekommen von als großartig, gar übermenschlich wahrgenommenen Leistungen zu erklären vermag. Demgegenüber glaube ich, dass Doping viel zu oft und viel zu vereinfachend zur Erklärung von so etwas Komplexem wie sportlicher Leistung benutzt wird.

laufendes eigenes

Donnerstag, Oktober 15th, 2009

Chronologie der laufenden Produktion: In der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine findet sich ein Artikel von mir darüber, wie sich die schreckliche Sarrazin-„Kopftuchmädchen“-Debatte zu allem Überfluss zu einer innerjüdischen Debatte entwickelt hat: Deutsche Zustände.

Auf derselben Seite auch ein Kommentar von mir zur unangenehmen Begründung des (ja an sich legitimen) Versuchs des Anwalts von John „Iwan“ Demjanjuk, beim Verfassungsgericht in Karlsruhe für seinen Mandanten eine Entlassung aus der U-Haft zu erreichen: Richter von eigenen Gnaden.

Und wenige Seiten weiter hinten im Heft ein Interview mit dem Historiker Julius H. Schoeps über 200 Jahre Humboldt-Universität und ihre jüdische Geschichte.

translating doping

Mittwoch, Oktober 14th, 2009

Translating Doping heißt ein Forschungsprojekt von TU Berlin und Humboldt-Universität. In dessen Rahmen findet am Freitag, 16. November 2009, in der TU (10623 Berlin, Straße des 17. Juni 135, H 3005) ein öffentliches Hearing statt. Zu dessen zweiten Podium, das um 17.30 Uhr beginnt, bin auch ich eingeladen.

In der Einladung des Projekts heißt es: „Da die Komplexität und vor allem die Schwierigkeiten des Dopingproblems maßgeblich auf einer Verrechtlichung des Anti-Doping-Diskurses beruhen, nehmen wir als umfassende Problematik das Verhältnis von Recht und Moral in den Blick. In der Podiumsdiskussion sollen die für die gesamte Moderne konstitutiven Bestimmungen des Rechts und der Moral in Bezug auf die Dopingthematik erörtert werden. Konkret gibt es in diesem Bereich zahlreiche Probleme, etwa dadurch dass bestimmte Medikamente verboten sind, andere aber nicht oder noch nicht. Jedenfalls ist nicht immer die Leistungssteigerung oder eine vermutete Schädigung des Athleten ausschlaggebend. Vielmehr ist davon auszugehen, dass es sich bei den Anti-Dopingbestimmungen um positiv gesetztes Recht handelt, das partiell und in konkreten Fällen von der alltäglichen moralischen Intuition abgekoppelt ist. Dazu trägt sicherlich auch das so genannte Enhancement bei, die Verbesserung kognitiver Leistungen und emotiver Befindlichkeiten bei Gesunden. Dieser Befund eines Auseinanderscherens von moralischen und rechtlichen Normen betrifft nicht nur das Doping, sondern ist für die gesamte Moderne charakteristisch.“

Das ausführliche Programm der Veranstaltung findet sich hier.

zitat

Mittwoch, Oktober 7th, 2009

Ungezwungene Interviewführung in der Super-Illu:

„Lag es an Ihrer Schauspielkunst, Ihrem Aussehen – oder daran, dass Sie Halbjude sind?“

So erkundigte sich das Blatt bei dem Schauspieler Christian Berkel, warum er in Hollywood Erfolg hat.

die fahne runter!

Mittwoch, Oktober 7th, 2009

Jüngst gingen in Berlin und anderen deutschen Städten die Türen der islamischen Gotteshäuser auf: Tag der Offenen Moschee. Eine „Bürgerbewegung Pax Europa“ glaubte, dieser Schritt der Öffnung sei eine Einladung, mal gegen den Islam zu demonstrieren. Die taz hat darüber sehr gut berichtet. Von mir in der Jüdischen Allgemeinen ein Kommentar, dass diese unangenehmen Moslemhasser es doch wenigstens bleiben lassen sollen, die blauweiße Fahne mit dem Davidstern zu schwingen: „Wer etwas gegen den Islam und gegen Muslime hat, kann sich nicht mithilfe des Davidsterns selbst eine Art Koscherzertifikat ausstellen! Israels Flagge ist das Symbol eines liberalen demokratischen Staates, keines der Intoleranz.“

ein nebel namens lothar

Mittwoch, Oktober 7th, 2009

Neues gilt es zu annoncieren. für die Website  fussball.commerzbank.de schreibe ich regelmäßig eine Kolumne über das Außergewöhnliche im Fußball. Zum Start beschäftige ich mich mit der Frage, wie man eigentlich Bundesligatrainer wird und, warum, wenn einer gesucht wird, nicht mein Name, sondern immer so merkwürdige Namen wie „Lothar Neururer“ gerufen werden, die letztlich doch niemand möchte: Ein Nebel namens Lothar.