Archive for Mai, 2010

fußball, käuflich und geliebt

Donnerstag, Mai 27th, 2010

Der aktuelle Freitag widmet sich der „Macht des Rasens“, womit weder ADAC noch Formel-1 gemeint sind, sondern der Fußball. Ich versuche dort am Beispiel des „public viewing“ die relative Autonomie des Fußballs zu skizzieren: Abhängig von Vermarktern und ihren Strategien, Teil der Kulturindustrie und stets gesellschaftlichem Wandel unterworfen auf der einen Seite. Und immer noch der Nur-Fußball, dessen Eigengesetzlichkeit so mancher besonders dreister Verwertungsidee verweigert auf  der anderen Seite: Du bist nicht allein.

friesenberghaus

Donnerstag, Mai 27th, 2010

friesenbergh-6.jpg Die „jüdische Hütte“ nennt man im Zillertal das Friesenberghaus. Auf 2.500 Metern Höhe, ohne Zugang mit einer Seilbahn, die Versorgung findet per Helikopter statt, steht diese Berghütte in einer Scharte. Ihre Geschichte verweist auf die Tradition des Antisemitismus im Bergsteigen, speziell des Alpenvereins. Eine Reportage in der JAAufstieg zur jüdischen Hütte. (Foto: Cornelia Ogiolda)

wissen macht nichts

Donnerstag, Mai 27th, 2010

Die OSZE veranstaltet eine löbliche Konferenz: Mit einer Bildungsoffensive, bestehend aus „Lehrertrainings“ und „pädagogischen Handreichungen“, will man den Antisemitismus in Europa bekämpfen. Löblich. Aber auch Grund für einen Kommentar in der Jüdischen Allgemeinen, dass und warum Antisemitismus kein Problem mangelnder Informationen über Juden ist: Wissen macht nichts.

der tischtenniskommunist

Mittwoch, Mai 26th, 2010

Ivor Montagu war vieles: Zum ersten Sohn der jüdischen Oberschicht Londons, sein Vater war der zweite Baron Swaythling, einer der reichsten Bankiers Londons. Zum zweiten Pionier des Tischtennis, ein guter Spieler und der einflussreichste Funktionär dieses Sports, unter anderem 41 Jahre lang Präsident des Weltverbandes. Zum dritten war er Filmproduzent, -kritiker und sporadisch sogar selbst Filmemacher. Mit Alfred Hitchcock drehte er, Sergej Eisenstein holte er nach Hollywood, und mit Charly Chaplin war er eng befreundet. Und zum vierten war Ivor Montagu Kommunist, zwischenzeitlich sogar im Gespräch als Generalsekretär der britischen KP. Auch als sowjetischer Spion soll er gewirkt haben. Über diesen leider 1984 verstorbenen Tausendsassa ein Porträt in der tazWie Pingpong nach Moskau kam. (In der Printausgabe hat der Artikel die Überschrift: Wie der Zelluloidball nach Russland kam.)

it’s only boxing but

Montag, Mai 24th, 2010

Der Berliner Schriftsteller Matthias Eckoldt hat mit „Letzte Tage“ einen Boxerroman vorgelegt. Sieht man davon ab, dass es mittlerweile einige deutsche Schriftsteller gibt, die selbst gerne boxen, die sich gerne Profiboxabende anschauen oder die auch schon mal Boxerisches in ihre ansonsten von anderem handelnden Bücher integrieren, ist das für die Gegenwartsliteratur tatsächlich etwas Originäres. Es ist ein Roman, der vom Boxen handelt, in gewisser Weise: nur vom Boxen. Dazu in der Wochenzeitung Freitag eine Rezension von mir: Der schwätzt ganz Henry-Maske-mäßig.

Jüngst war in der Konkret, freilich nicht online und daher hier nicht annonciert, ein Text von mir, wo ich am Beispiel von Eckoldt über die Bedeutung des Boxens für die Gegenwartsliteratur geschrieben habe. Vielleicht stelle ich den ja irgendwann mal doch hier rein. Oder in Sportswire. Oder Knud Kohr belebt sein schon eine recht lange Weile brachliegendes In den Seilen wieder. Mal sehen.

boateng

Donnerstag, Mai 20th, 2010

Warum nicht mal auf sehr gute Artikel von Kollegen hinweisen? (Für regelmäßige Hinweise dieser Art fehlen mir Zeit und Lust und vermutlich auch Leser, aber wenn mir scheint, dass ein Text vielleicht von zu vielen Menschen nicht gelesen wurde, obwohl er es wert ist, dann kann ich ja mal mit meinen sehr bescheidenen Möglichkeiten unterstützen und verlinken). Boris Herrmann schaut sich in der Berliner Zeitung die rassistischen Reaktionen auf Kevin-Prince Boatengs Foul an Michael Ballack an: „Wenn es in diesem Land je einen entspannten Patriotismus gegeben hätte, dann müsste man ihm am heutigen Tag einen Nachruf widmen.“ Hier der gesamte Text: Deutschland zürnt dem Wedding.

Und in der Zeit fand ich eine, wir mir scheint: grandiose Reportage über den Berliner Wedding, die Boatengs und ihre Kumpels und wie nah Hartz IV, Lamborghinis, Profifußball und Drogenhandel zusammenhängen: Der Nabel ihrer Welt von Anita und Marian Blasberg.

angriff auf synagoge

Donnerstag, Mai 20th, 2010

Auf die Synagoge von Worms wurde ein Brandanschlag verübt. Ein Molotowcocktail blieb in einem Doppelfenster stecken, und die acht Brandsätze konnten sehr schnell gelöscht werden, weil eine aufmerksame Nachbarin sofort Polizei und Feuerwehr verständigte – so blieb der materielle Schaden zum Glück gering. Aber der ideelle und symbolische Schaden ist immens. Und der Umstand, dass es außerhalb von Rheinland-Pfalz kaum zu Reaktionen kam, ja, dass dieser zum Glück im Ansatz weitgehend vereitelte Anschlag nicht mal in den Hauptnachrichtensendungen der Fernsehanstalten vermeldet wurde, vergrößert den Schaden umso mehr. Eine Recherche, die ich zusammen mit meiner Kollegin Katrin Richter für die Jüdische Allgemeine durchführte: „… geben wir euch keine Ruhe!“

aus dem bollhaus

Mittwoch, Mai 12th, 2010

In großen Buchstaben: „Partner für den Frieden“. In kleinen: „Mit Hamas und Fatah reden“. So steht es im Programm einer Tagung, die Mitte Juni in der Evangelischen Akademie Bad Boll in Baden-Württemberg stattfindet. Dass der Friedenspartner Hamas nicht zum konstruktiven Plausch zwischen Kaffee, Kuchen und Morgenimpuls vorbeikommt, liegt schlicht am Einreiseverbot der deutschen Behörden. Und nicht etwa daran, dass die Kritik an der Einladungspraxis Erfolg gehabt hätte. Eine Recherche für die Jüdische AllgemeineAus dem Bollhaus.

super!

Donnerstag, Mai 6th, 2010

Ein Sportjournalist sucht den Superstar. In meiner monatlichen taz-Kolumne über Ball und die Welt gehe ich auf die Suche und werde fündig: Die Jennifer Aniston des Weltfußballs.

ein zwischenhalt

Donnerstag, Mai 6th, 2010

Der Zug der Erinnerung ist ein Projekt, das an die Deportation von Millionen Juden mit den Zügen der Reichsbahn erinnert. Jeder einzelne Mensch, jeder einzelne Kilometer wurden abgerechnet. Schon beim Versuch, an diese Bereicherung an der Mordaktion zu erinnern, stößt die Initiative  stets auf Hinhalten, Blockieren und andere Versuche der Behinderung. Am 8. Mai soll (und wird) der Zug der Erinnerung am Bahnhof Grunewald in Berlin einfahren und Halt machen. Ob aber die noch lebenden Deportierten einmal eine Entschädigung erhalten werden, ist noch unklar. Dazu eine Recherche, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Katrin Richter für die Jüdische Allgemeine durchführte: Nur ein Zwischenhalt.