Archive for Juni, 2010

proll, fahne und dann noch glotze

Mittwoch, Juni 30th, 2010

Am Freitag, den 2. Juli, halte ich in Köln einen Vortrag unter dem vielleicht etwas sperrigen Titel Public Viewing als Verdrängung proletarischer Öffentlichkeit.

Die harten Facts zuerst: 2.7.2010, 18:00 Uhr, AStA-Café, Universitätsstraße 16

asta-koeln.jpg Es geht um Hochaktuelles: Erstens sorgt die Fußball-WM in Südafrika hierzulande für eine bemerkenswerte Vergemeinschaftung, die sich leicht in Farben ausdrücken lässt: schwarz-rot-gold. Zweitens wird Fußball komplett anders präsentiert: statt proletarischen Kuttenträgern, die lieber in der Kurve stehen, gehen nun Kleinfamilien, Mittelschichtler und Premium-Sponsoren zu den Fußball-Events, nämlich in Stadien, die einer ganz neuen Architektur entsprechen. Das Modell ist so attraktiv, dass es während der WM gar nicht mehr im Stadion stattfinden muss, sondern in Public-Viewing-Areas dargeboten wird, um das Spiel dort dann im Fernsehen zu sehen. Drittens sorgt genau der Umstand, dass man das Spiel im Fernsehen sieht, aufgezeichnet mit über zwanzig Kameras, deren Bilder von der Regie zu etwas Neuem (und eben nicht mehr dem Abbild eines Fußballspiels) gemischt werden, dass wir auch einen ganz anderen Fußball sehen als noch die Kuttenträger vor dreißig Jahren.

Der Vortrag wird ab 18 Uhr gehalten, danach wird zusammen Uruguay-Ghana geguckt: in Sommerkleidung sitzend, kühles Kölsch trinkend und im Fernsehen schauend. Also sehr modern.

Und hier der Link zur Seite des AStA Köln.

ärger mit der taz

Freitag, Juni 25th, 2010

Die taz hat sich gefreut, „immer Ärger mit der taz“ zu veranstalten: Diesmal eine Diskussion mit Micha Brumlik, Stephan J. Kramer und Ines Pohl zur Frage, wie weit Kritik an Israel gehen darf. Hier mein Bericht im Online-Auftritt der Jüdischen AllgemeinenRote Linien und Tabus.

gaza (2)

Donnerstag, Juni 17th, 2010

Zu den jüngsten, sozusagen: allerjüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und zur deutschen Wahrnehmung dieser Prozesse ein Artikel, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Katrin Richter für die Jüdische Allgemeine verfasst habe: Israel lockert Blockade.

eine frage, katrin müller-hohenstein

Mittwoch, Juni 16th, 2010

Nämlich diese: Warum haben Sie eigentlich, als es um Miroslav Kloses erstes WM-Tor ging, vom „inneren Reichsparteitag“ gesprochen?

Was ist, wenn vor 28 Millionen Deutschen, vor einer dreistelligen Millionenzahl weltweit und vor den Zuschauern in einem ausverkauften großen Fußballstadion eine solche Masseninszenierung stattfindet, noch „innen“?

Von der Formulierung „innerer Reichsparteitag“, die Sie benutzt haben, lernen deutsche Zeitungsleser ja gerade, dass, erstens, einige Mitmenschen sie noch nie gehört haben, während, zweitens, andere mitteilen, dass sie sie stets und ständig benutzen, ohne dass ihnen je ein NS-Bezug aufgefallen wäre. Eine dritte Gruppe wiederum versichert, dass der Ausdruck etwas mit ironischer Distanz und Brechung von NS-Propaganda zu tun hätte, während die Vierten herausgefunden haben, dass nur Nazis so sprechen.

Könnte es aber nicht sein, dass Sie, Frau Müller-Hohenstein, diese Floskel benutzt haben, weil das, was da fürs Fernsehen inszeniert wird, doch die ein oder andere Ähnlichkeit mit Massenaufläufen der angedeuteten Art hat? Und dass Sie das un- oder vorbewusst wahrgenommen und entsprechend formuliert haben? Um ehrlich zu sein: Wenn ich Freuds Psychopathologie des Alltagslebens richtig verstanden habe, kann es gar keine andere Erklärung geben.

und fußball und

Donnerstag, Juni 10th, 2010

Die Funktion, auf anderer Leute gute Texte hinzuweisen, nehme ich hier auf dem Blog viel zu selten wahr. Und dies zu ändern ist nur mein Vorsatz, aber letztlich würde es wohl zu viel Arbeit. Hier aber ausnahmsweise ein Hinweis:

Andy Markovits und Lars Rensmann schreiben in der aktuellen Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen, welche Bedeutung die Fußball-WM für Juden hat. Und ihnen gelingt damit en passant eine sehr genaue Beschreibung der Chancen und Gefahren, die ein Weltereignis wie eine Fußball-WM für eine emanzipatorische Politik besitzt: Cup der Hoffnung.

gaza

Donnerstag, Juni 10th, 2010

Zu dem unter allerlei Aspekten als Desaster einzustufenden militärischen Vorgehen der israelischen Armee gegen Schiffe der sogenannten Gaza-Hilfsflotte habe ich mich für die Jüdische Allgemeine mit dem israelischen Politologen Eytan Gilboa unterhalten: „Das sind Märchen“.

trollmann (2)

Dienstag, Juni 8th, 2010

trollmann.jpg Im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg wird am 9. Juni ein temporäres Denkmal enthüllt: Es zeigt einen wegkippenden oder –rutschenden Boxring, und es erinnert an Johann „Rukelie“ Trollmann, einen von den Nazis ermordeten Sinto und Profiboxer. Zu dem Kunstwerk ein Kommentar von mir im aktuellen FreitagTemporäres Erinnern. Die Website zu dem Kunstwerk findet sich hier: trollmann.info.

Zu Trollmann ein älterer Text von mir, erschienen in der Kreuzberger ChronikTrollmanns aussichtsloser Kampf.

Und noch der Hinweis auf die Geschichte des deutschen Berufsboxens, die ich gemeinsam mit Knud Kohr im Werkstatt-Verlag vorlegte und in dem sich etliche Informationen zu Trollmann finden: Kampftage.

der ball ist so rund wie die welt

Donnerstag, Juni 3rd, 2010

globus.jpg Kurz vor der Fußball-WM müht sich der DFB weiterhin, das gesellschaftspolitische Profil dieses Sports zu schärfen: Zuletzt wurde ein Zeichen gegen Antiziganismus gesetzt, zuvor gab es Aktionen gegen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie. Warum das nicht trotz der Probleme vor der WM (ick sach nur Ballack und Westermann), sondern wegen dieser Probleme und wegen des historischen Austragungslands Südafrika sinnvoll ist, dazu ein Kommentar in der Jüdischen AllgemeinenSo rund wie die Welt.

angriff auf synagoge (2)

Donnerstag, Juni 3rd, 2010

Die Spurensuche in Worms geht weiter. Noch ist völlig unklar, wer und warum Mitte Mai einen Brandanschlag auf die Synagoge verübt hat. Was sich vermehrt, sind die Irritationen. Eine Artikel, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Heide Sobotka für die Jüdische Allgemeine schrieb: Doppelmord und Spurensuche. (Zur Vorgeschichte, siehe hier: angriff auf synagoge)

lena!

Mittwoch, Juni 2nd, 2010

freitag-lena-cover.jpg Nach 28 Jahren ist Deutschland wieder Europameister. Zwar nur im Singen, aber doch mit Fähnchen, Kreischen, Autokorso und Ministerpräsidenten, die sich anstellen, um einer 19-jährigen Abiturientin die Hand zu drücken.

Im Freitag ein Kommentar von mir zum politischen Setting dieses seltenen Triumphes: Ein bisschen Siegen oder: Lena-Land im Rausch der Zufriedenheit (online hat der Artikel eine andere Überschrift).