goldstone of the wise

Richard Goldstone, Namensgeber des entsprechenden UN-Berichts zum Gazakrieg 2008/2009, hat nun in einem Beitrag für die Washington Post mitgeteilt, dass sein Report, hätte er damals die Informationen gehabt, über die er heute verfügt, deutlich anders ausgefallen wäre. Kriegsverbrechen auf israelischer Seite, wie es ursprünglich noch hieß, könne er jetzt nicht mehr entdecken. Solche auf Seiten der im Gazastreifen operierenden Hamas aber sehr wohl. Was Goldstone genau schreibt sowie erste israelische Reaktionen darauf, haben meine Kollegin Katrin Richter und ich für die Online-Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen mal zusammengestellt: „In den Mülleimer der Geschichte“.

Gewiss, man kann fragen, warum eine mit UN-Mandat ausgestattete Untersuchungskommission und warum ein Richter, der schon in Ruanda und im früheren Jugoslawien ermittelt hat, zu merkwürdigen und, wie viele schon vor einem Jahr wussten: falschen Anschuldigungen kommen konnte. Aber zum einen finde ich seine jetzt gegebene Begründung, warum der Bericht damals so ausfiel, interessant. Und zum anderen irritiert mich, dass erstaunlicherweise niemand der heutigen Kommentatoren darauf verweist, dass es sich bei Richard Goldstone – damals wie heute – ganz offensichtlich um einen sehr unabhängigen Kopf handelt: von etwaigen Vorgaben des berüchtigten UN-Menschenrechtsrats ebenso wenig beeindruckt wie von Kritik, wie sie von Israel und in weiten Teilen der jüdischen Welt an ihm geübt wurde. Schon gar nicht war er von den Beifallklatschern beeindruckt, die in ihm dankbar einen (zumal jüdischen) Kronzeugen für angebliche israelische Staatsverbrechen erblickten.

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