fußball, literarisch

John Steinbeck über den Fußball in der Nachkriegs-Sowjetunion 1947:

Am Nachmittag gingen wir zu einem Fußballspiel zwischen den Mannschaften, die Tiflis und Kiew vertragen. Sie spielten in dem großen Stadion guten, schnellen und wilden Fußball. Mindestens vierzigtausend Menschen waren anwesend, und die Menge war aufgewühlt, denn diese zwischen zwei unterschiedlichen Ligen stattfindenden Spiele sind äußerst beliebt. Und obwohl es stürmisch und schnell zuging und es ein sehr verbissener Kampf war, gab es praktisch keine Handgreiflichkeiten. Es gab während des ganzen Nachmittags nur eine kleine Auseinandersetzung. Das Spielergebnis lautete zwei zu zwei, und als das Spiel beendet war, wurden zwei Tauben freigelassen. Früher ließ man in Georgien bei allen Wettkämpfen nach einem Sieg eine weiße Taube frei und eine schwarze nach einer Niederlage. Und diese Tauben trugen die Nachricht in die anderen Städte Georgiens. Und an diesem Tag, da das Spielergebnis ein Gleichstand war, wurden eine schwarze und eine weiße Taube freigelassen, und sie flogen über das Stadion davon.

Fußball ist die beliebteste Sportart in der Sowjetunion, und die Interligafußballspiele entfachen mehr Erregung und mehr Emotionen als jedes andere Sportereignis. Die einzigen richtig hitzigen Auseinandersetzungen, die wie während unseres Aufenthaltes in Rußland mitbekamen, drehten sich um Fußball.

aus: John Steinbeck: Russische Reise. Mit Fotografien von Robert Capa, Frankfurt/M, Wien, Zürich 2011, S. 209f

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